Konzerte - 20.02.2010 - B3 / Borgholzhausen - Pressestimmen
Haller Kreisblatt - 23.02.2010
Kulturbahnhof mutiert zum tönenden Weltraumbahnhof
Jazz-Band »van Dyke« flog zur »Happy Hour« auf den Erdtrabanten

Borgholzhause (ed). Bilderbuchstart - die harmonisch kreatie Crew um den fiktiven »Captain Coco«, alias Frankie van Dyke, bürgerlich Dietmar Stütten, hob am vergangenen Samstagabend im voll besetzten B3 zum musikalischen Jungfernflug ab. Im jazzigen Rhythmus flog das debütierende Bielefelder Septett »van Dyke« zur so genannten dunklen Seite des Mondes und nahm das völlig faszienierte Publikum mit auf eine kosmisch klingende Reise.

Die Mission, deren Protagonisten der Akustikgitarrist Frankie und sein imaginärer Bruder, der Pianist Tommy van Dyke, der Schlagzeuger J.J., der Bassist Paco Silentio, der Elektrogitarrist Fry Sörensen, die shetländische Sängerin Lulu Landlord und ihre griechische Kollegin Eleni Paracetamolos sind, generierte im Ablauf einer fetzigen Bühnenshow eine außerordentlich skurile Geschichte.
In aller Kürze: Als der alte Paul van Dyke starb, mussten seine Söhne Frankie und Tommy entscheiden, was mit seinem Geschäft für Elektroartikel zu tun sei.
Sollten sie den ganzen Ramsch verkaufen, oder sollten sie das Geschäft weiterführen wie Papa es gewollt hätte?
Was am Ende wirklich dabei herauskommt, erzählt die Formation »van Dyke« in ihrem 100-prozentig selbst komponierten und selbst getextetem Repertoire.
Bezaubernde Geschichten in einer wohlklingenden Lyrik und angenehm spritzigen Songs in jazzig-bluesigen »van Dyke«-Kreationen erzeugten diverse Rückbezüge und rüttelten Frankies Kindheitstrauma und natürlich auch den stürmischen Beifall des B3-Publikums wach. Der 1955 geborene Leadsänger und Gitarrist, der am 20.Juli 1969 zusammen mit 600 Millionen TV-Zuschauern fasziniert die erste bemannte Mondlandung verfolgte, wollte quasi schon immer als »Captain Coco« im Raumschiff zum Erdtrabanten fliegen.

Der Ex-Star aus dem bereits bekannten »Adenauer Terzett« scharte aus diesem Grund in den vergangenen zwei Jahren sechs weitere Musiker-Astronauten um sich. Nun debütierte das tönende Mondflug-Projekt mit Dietmar Stütten, Andreas Hellweg, Jürgen Jaehnke, Benjamin Stütten, Rainer Kruse, Gisela Steinhaus und Barbara Kemner (Reihenfolge wie in der ersten Aufzählung oben) im umfunktionierten Piumer Weltraum-Bahnhofssaal und überzeugte die Zuhörer mit Songs wie »Happy Hour On The Moon« oder dem athletischen »Orilla-Dance«, in dem ein weißer Pudel "on the dark side of the moon" herumhüpft.

Diesem Hund gelang es problemlos, das sonst mit Aufmerksamkeit lauschende zum Mittanzen Mitklatschen hochzureißen. Den appellativen Mitmach-Charakter förderten ebenfalls erdige Bässe, zweistufiger, feminin-kraftvoller Background-Gesang, ein elektronisch generierter Hammondorgel-Klangteppich, eine äußerst gefühlsbetonte, verzerrte E-Gitarre und eine akkordverdächtig aufspielende, akustische Variante. Zum gelungenen Gesamtbild der Band, die prima getaktet im romantisch genießbaren Dezibelbereich agierte, präsentierte sich der zweisprachige entertainende Bandleader in Topform und herrlich unkonventionell. "Peter Maffay hat auch den Tabaluga erfunden", lautete sein mit Applaus überschütteter Fingerzeig.
Fotos: E. Rekate
<zurück>